Die Königin der Pflanzen kennt wohl jeder, daher werden wir hier auf eine großartige, botanische Beschreibung, verzichten.
Nur ein paar Eckdaten: Vierkantiger Stängel, stark gezähnte herzförmige Blätter, unscheinbare grünliche Blüten. Ausbreitung durch Samen und Wurzelausläufer. Wächst überall dort wo der Mensch den Boden geschädigt hat. Stickstoffanzeiger, Bodenregenerierer.
Bei Unsicherheit genügt eine einfache „Griffprobe“. Brennt es auf der Haut ist es bestimmt eine Brennnessel 😊. Nur ganz junge Triebe brennen noch nicht, weil ihre Brennhaare noch nicht fertig ausgebildet sind.
Die Brennhaare sind hohl, wie kleine Injektionsnadeln, und haben einen kleinen Ballon mit verschiedenen Säuren (unter anderem auch Ameisensäure) am unteren Ende. Bei Berührung brechen diese Nadeln und bohren sich in die Haut. Die Auswirkungen sind wohl jedem geläufig.
Ernte:
Erntezeit ist für das Kraut Frühling bis Herbst, Wurzeln im Herbst bis Frühjahr, Samen Juli bis September.
Am besten erntet man die Brennnessel am frühen Morgen, wenn noch Tau darauf ist, weil da die Brennhaare noch flexibler sind und somit die Gefahr sich zu verbrennen geringer ist. Den Stängel fasst man in einer Aufwärtsbewegung an, weil die Brennhaare auch nach oben weg stehen. Es werden die oberen 20 cm geerntet. Keine Angst, die Pflanze verzweigt sich und treibt weiter.
Ansonsten gilt: Schenke der Pflanze die volle Aufmerksamkeit bei der Ernte. Kleine Fehler straft sie sofort.
Vor der Ernte sollte es mindestens 3 Tage nicht geregnet haben um Ansammlungen von Giftstoffen aus dem Boden zu vermeiden.
Brennnessel in der Küche
Bei der Verwendung junger Blätter: ohne Nesselhaare können sie direkt verwendet werden,
ältere Blätter mit Nesselhaare: kurz überbrühen oder kochen, einige Zeit in Öl einlegen, mit einem Nudelholz einige Male überrollen. Dadurch werden die Nesselhaare zerstört.
Tee
1 TL Blätter und Triebe
250 ml kochendes Wasser, 5 min ziehen lassen
Aufgrund der harntreibenden Wirkung sollte immer 1 Glas Wasser dazu getrunken werden!
Brennnessel-Dip
400 g junge Blätter
400 g Joghurt
50 g Zwiebel
Salz, Pfeffer, Knoblauch
1 EL gutes Öl
Blätter kurz in Salzwasser kochen, abseihen und gut ausdrücken, fein hacken und mit den restlichen Zutaten mischen. Nach Belieben würzen, ev. etwas Zitronensaft dazu.
Passt zu Baguette oder Folienkartoffeln.
Suppe
Blätter mit Zwiebel oder Lauch in Butter anschwitzen
klein geschnittene Kartoffeln dazu,
wer mag noch weiteres Gemüse wie Karotten, Sellerie, Zucchini,
mit Gemüsesuppe aufgießen und köcheln lassen, bis alles weich ist.
Pürieren, mit Schlagobers oder Creme fraiche verfeinern, mit Salz und Pfeffer würzen!
Reislaibchen mit Brennnessel
1 Becher Reis weich kochen
1 Handvoll Brennnesselblätter klein schneiden
Lauch oder Zwiebel andünsten
Reis mit Blätter, Lauch, 1 Ei, Salz, Pfeffer und etwas Mehl gut vermengen,
Laibchen formen, in Brösel wenden und in heißem Öl ausbacken.
Salat
Junge Blätter klein hacken,
mit Tomaten, Jungzwiebel, Vogerlsalat, 1 hart gekochtes Ei, gewürfeltem Schafkäse und Frühlingszwiebel mischen,
Joghurtdressing dazu
Brennnessel-Chips
Große Blätter in heißem Öl fritieren, Blätter sollen noch grün bleiben
abtropfen lassen, mit Kräutersalz bestreuen, fertig ist eine leckere Knabberei!
Brennnessel im Bierteig oder Ausbackteig
20 – 30 große Blätter mit dem Nudelholz walken, leicht einsalzen und kurz ziehen lassen,
130 g Mehl
¼ L Bier oder Milch für die alkoholfreie Variante
1 Eidotter
Muskat, Salz, 1 TL Öl
Zutaten vermischen, Eischnee unterheben, Blätter durchziehen und goldgelb ausbacken.
Brennnesselblätter können überall eingearbeitet werden und mischen sich gut mit allen anderen Wildkräutern.
Z.B. bei Nockerl, Omlette, Knödel, Kartoffelpuffer, Gemüse, Getreide, in Soßen, zu Fleisch und Fisch, Teigwaren, Aufstriche,….
Getrocknete Blätter
Für den Wintervorrat können die Blätter zum Trocknen aufgelegt oder das Kraut in Bündel aufgehängt werden. Sobald sie beim Zerreiben rascheln, sind sie trocken.
Für Tee bleiben die Blätter bis zum Gebrauch ganz.
Pulver: sehr fein zerriebene Blätter in einem Schraubglas aufbewahren und als Gewürz nutzen.
Heilkraut Brennnessel
Inhaltsstoffe: Vit. A, B, C, K, Gerbstoffe, äth.Öle, Eiweß, Kohlenhydrate, Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen, Kieselsäure, Gold, Histamine, Ameisensäure in den Nesselhaaren
Wirkung
Harntreibend: entwässert Gewebe von Schlacken, entgiftet und entsäuert bei Frühjahrskuren; bei Infekten der ableitenden Harnwege, Nierengrieß, Verschleimung der Lunge.
Durch die vermehrte Ausscheidung werden auch Mineralstoffe ausgeschwemmt, welche aber über die Brennnessel wieder an den Körper zugeführt werden.
Blutreinigend und blutbildend: bei Gicht, Rheuma, Blutarmut
Entlastet und aktiviert den Stoffwechsel, senkt das Cholesterin, steigert die Sekretbildung in Magen, Galle und Pankreas, baut das Gewebe auf und wirkt gewichtssteigernd bei Appetitlosigkeit und nach Krankheit,
entzündungshemmend bei Akne, gegen Schuppen, Haarausfall und Kopfgrind bei Kindern.
In der Schwangerschaft beugt die Brennnessel Ödemen vor und fördert die Milchbildung (mit Arzt besprechen !)
In der TCM ist sie die Meisterin der Essenzen, die Säfte nährt und beschützt. Sie wird dem Wasser, Nieren-Yin, zugeordnet, wirkt thermisch kühl, tonisiert Blut, vertreibt Feuchtigkeit und entgiftet die Leber, bringt alles in Fluss.
Anwendungen
Harntreibender Tee: 1 TL Kraut, 2 Tassen Wasser, 1x aufkochen, 10 min zugedeckt ziehen, 2-3x tgl.
Diese Tee kann auch für ein Dampfbad bei Akne genutzt werden. Er wirkt entzündungshemmend, reinigend und verengt die Poren. Am effektivsten ist die äußerliche und innerliche Anwendung.
Badezusatz bei Gliederschmerzen und Hautproblemen: 500 g Kraut mit 2 L Wasser aufkochen, abseihen, ins Badewasser schütten
Tinktur bei Haarausfall: Kraut in Alkohol ansetzen, 8 Tage ziehen lassen, abseihen, mind. 1 x/Woche in Kopfhaut einmassieren
Haarwasser bei Schuppen: 500 g Blätter mit ½ L Wasser aufkochen, vor der Haarwäsche in Kopfhaut einmassieren, 30 min einwirken lassen
Spülung: für dunkles Haar, bei blonden Haaren eignet sich Kamille besser: stärkt das Haar, gegen Schuppen, lindert Hautreizungen, läßt das Haar glänzen und verhindert schnelles Nachfetten
500 ml Apfelessig und 1 Tasse Blätter in einem verschlossenen Gefäß 3 – 5 Tage ziehen lassen, dabei öfter durchschütteln. Danach abseihen. 1 – 2 EL mit 1 L lauwarmen Wasser mischen und nach der Haarwäsche über die Haare gießen. Diese Spülung wird nicht ausgewaschen, der Geruch des Apfelessigs verfliegt rasch wieder.
Um die Durchblutung zu fördern ist die Methode des Schlagens mit Brennnesselkraut sehr wirksam. Auf schmerzende Körperstellen wird das Kraut mehrmals aufgeschlagen. Effektiv, aber nicht jedermanns Sache!
Vorsicht: keine Druchspülungstherapie bei Ödemen aufgrund eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit, Vorsicht bei Histaminunverträglichkeit, nicht mehr als 3 – 4 Tassen pro Tag, kurmäßig nicht länger als 6 Wochen
Brennnessel im Garten
Viele Gärtner ärgern sich über ein Brennnesselfeld im Garten. Betrachtet man aber die Vorzüge dieser Pflanze für Mensch, Tier und Boden, so hat sie sich auf jeden Fall ein Plätzchen im Garten verdient!
Die Brennnessel reinigt und entgiftet den Boden
Sie zeigt stickstoffhältigen, feuchten und humusreichen Boden an – hier fühlen sich Starkzehrer wie Kohlpflanzen, Kartoffeln, Tomaten oder Kürbisse wohl
Für viele Raupen und Schmetterlingsarten wie Admiral, Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs ist sie die einzige Nahrungsquelle
Sie läßt sich zu einer wunderbaren Jauche verarbeiten und stärkt so die Pflanzen und Böden
Und wer immer noch zu viel von diesem Superfood hat, integriert sie in seinen Speiseplan!
Auch für unsere Haustiere wie Hund, Katz, Kaninchen und Meerschweinchen gelten dieselben Heilwirkungen wie für uns Menschen.
Das ganze oder zerkleinerte Kraut, ohne Samenstände, als Mulchschichte zwischen die Gemüsereihen legen. Der Boden wird abgedeckt, dadurch trocknet dieser nicht so schnell aus und das Unkraut wächst langsamer. Bei jedem gießen oder Regen werden die Nährstoffe der Brennnessel ausgeschwemmt und an den Boden abgegeben. Immer wieder frisches Kraut auflegen und im Herbst in den Boden einarbeiten.
Im Kompost wird das Kompostieren beschleunigt.
Brennnesselsud ist schnell gemacht und ein Biopestizid gegen Schädlinge wie Blattläuse und Unkraut. Er wird wie Jauche hergestellt, braucht aber nur 12 – 24 Std. Sie wird unverdünnt aufgesprüht, aber nicht bei Sonneneinstrahlung, da die Blätter sonst verbrennen.
Brennnesseljauche ist ein Flüssigdünger, der gerne für starkzehrende Pflanzen, aber auch für Bodenverbesserung und zur Stärkung der Pflanzen eingesetzt wird.
Ansatz: einen Kübel locker mit geschnittenen Pflanzenteilen füllen, mit Wasser auffüllen und abdecken, tgl umrühren. Während der Gärung beginnt diese Masse zu blubbern und riecht sehr unangenehm. Aber so gelangen alle Nährstoffe ins Wasser. Abhilfe schafft hier Gesteinsmehl, welches man der Masse zufügen kann.
Die Jauche ist fertig, wenn das blubbern und der Gestank beendet ist. Jetzt kann sie abgeseiht werden. Pflanzenreste kommen auf den Kompost.
Das kann im Sommer so ca. 2 Wochen dauern, bei kühlen Temperaturen länger.
Anwendung: die Jauche wird 1:20 für junge Pflanzen, 1:50 für den Rasen und 1:10 für Balkon-, Zimmer- und Gartenpflanzen verdünnt. Dies kann alle 1-2 Wochen wiederholt werden.